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Vom 11. bis zum 18. Mai trainierten der Experimentalarchäologe Dr. Dominique Görlitz und seine Crew mit ihrem Schilfboot DILMUN S auf dem Geiseltalsee in Sachsen-Anhalt für ihre neue Expedition. Mit ihrer geplanten, rund zweieinhalb Monate dauernden Tour wollen der Chemnitzer Forscher und seine Mitstreiter beweisen, dass bereits beim Bau der Großen Pyramiden vor rund 4.600 Jahren Werkzeuge aus Eisen zum Einsatz gekommen sein können. Dieses Metall, davon haben armenische Wissenschaftler Görlitz überzeugt, holten die alten Ägypter vermutlich aus dem Kaukasus, über das Schwarze Meer bis ins Land am Nil.
Görlitz ist sich sicher, dass schon lange vor dem 3. Jahrtausend v. Chr. Menschen das Mittelmeer und das Schwarze Meer befuhren. Später trieben auch die Ägypter aus dem fernen Niltal einen intensiven Handel mit den Bewohnern des Schwarzmeer-Raumes. Eine weitere Spur liefern uralte Zinnbronzen. Diese kamen das erste Mal vor über 8.000 Jahren im Balkan in den Gebrauch, wo diese Technologie jedoch schnell wieder verschwand. 3.800 Jahre später scheint sich die Idee der Bronzetechnologie ein weiteres Mal ausgebreitet zu haben. Doch dieses Mal kam Grundlage für diese Innovation - das Zinn offenbar aus Mitteleuropa, genauer gesagt aus dem böhmisch-sächsischen Erzgebirge. Während die Mehrheit der deutschen Archäologen dieses Szenario strikt ablehnt, beruft sich Görlitz einmal mehr auf den antiken griechischen Geschichtsschreiber und Geographen Herodot. Der pochte schon vor über 2.500 Jahren darauf, dass sich Zinn im Gefolge des Bernsteins über die Donau und das Schwarze Meer in die Zentren der ägäischen Bronzekulturen ausgebreitet hat. Unterstützung für diese Idee erhält Görlitz von dem habilitierten Zinn-Spezialisten Mike Haustein und verschiedenen Forschern aus dem Erzgebirge, die seine Hypothese teilen.
In der vergangenen Woche trafen sich die Segler des ABORA-Teams zur weiteren Expeditionsvorbereitung auf dem Geiseltalsee, dem größten künstlichen See Deutschlands. Gemeinsam übten sie bereits bekannte und neue auch Manöver, deren perfekte Beherrschung für die anspruchsvolle Tour durch die ägäische Inselwelt von entscheidender Bedeutung sein werden. Zum allerersten Mal in der neuzeitlichen Seefahrtgeschichte segelten Görlitz und sein Team mit einem Schilfboot altertümlicher Bauart einen „Aufschießer“. Dieses Manöver erlaubt jedem modernen Skipper bei Starkwind sein Boot mit dem Bug direkt in den Wind zu drehen, um so den enormen Winddruck aus der Takelage zu nehmen. Für die Expedition durch die Ägäis mit seinen sommerlichen Starkwinden mit bis zu 7 Windstärken wird dieses Manöver äußerst wichtig werden, um sicher in eine Bucht einzusegeln und dort problemlos das Ankermanöver zu fahren. Dass ein solches anspruchsvolles Manöver auch mit den Seitenschwertern möglich ist, konnte das ABORA-Team eindrucksvoll mit Windstärken von über 5 bft beweisen!
Des Weiteren organisierte das Team am letzten Montag eine internationale Pressekonferenz, zu der Vertreter, Sponsoren und Gäste aus mehreren Ländern anreisten. Ehrengäste waren der bolivianische Botschafter Gustavo Espinosa, der Leiter der russisch- deutschen Handelskammer, Dr. Sergej Nikitin, und der Geschäftsführer der thüringischen TMP Fenster und Türen GmbH Bald Langensalza, Bernhard Helbing. Zusammen mit weiteren Gästen aus den USA, Bulgarien, den Niederlanden und aus Deutschland trafen sie sich in der Touristeninformation der Marina Braunsbedra. Dort begrüßte der Oberbürgermeister Steffen Schmidt alle Gäste auf das Herzlichste. Gemeinsam gaben sie quasi den Startschuss für den Bau des neuen Schilfbootes in den nächsten ein bis zwei Jahren durch die Aymara-Indianer in Bolivien ab, das dann, wie zu hoffen ist, erfolgreich über die beiden Binnenmeere segeln wird.
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