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Prähistorische Ausbreitungsmechanismen transatlantisch verbreiteter Kulturpflanzen
Dominique Görlitz, 116 S., Hardcover, Erscheinungsjahr 2012 29,80 €
Es ist eines der ungelösten Probleme der modernen Wissenschaft, ob sich die vorkolumbischen Völker der Neuen Welt völlig unabhängig von kulturellen Einflüssen der Alten Welt entwickelt haben. Viele Wissenschaftler geben zu, dass es viele – und häufig bemerkenswerte – kulturelle Übereinstimmungen zwischen der Alten und Neuen Welt gibt. Dennoch können sie bisher keine eindeutige Antwort auf diese Frage geben. Diese Grundauffassung wird auch dadurch unterstützt, dass die Entwicklung der Landwirtschaft nicht in allen Regionen der Welt gleichzeitig stattfand.
Mehrere überseeisch verbreitete Kulturpflanzen widersprechen jedoch der allgemeinen Ansicht einer völlig eigenständigen Kulturentwicklung in der Alten und der Neuen Welt vor 1492. Das sind von altweltlicher Seite der afrikanische Flaschenkürbis und die Baumwolle. In umgekehrter Richtung lassen sich insbesondere in ägyptischen Mumien hohe Konzentrationen von Nikotin und Cocain nachweisen – beides Alkaloide von Kulturpflanzen, die von den amerikanischen Ureinwohnern seit Jahrtausenden in Verwendung standen. Dabei steht im Zentrum der vorliegenden Dissertation, ob diese Kulturpflanzendisjunktionen durch den Menschen erfolgten und damit anthropogene Kosmopoliten sind. Oder sind sie das Ergebnis natürlicher Ausbreitungsereignisse beziehungsweise sehr alter, heute ausgestorbener Reliktendemiten?
Aus diesem Grund wurden für die vorliegende Dissertation die Samen und Früchte der Zielarten in Driftversuchen hinsichtlich ihrer hydrochoren Ausbreitungsfähigkeit untersucht, um deren transozeanisches Vorkommen zu erforschen. Die Ausbreitungsgeschichte der Kulturpflanzen, die Ergebnisse der Driftstudien und die experimentalarchäologischen Forschungen liefern neue Befunde, dass die Entstehung der transatlantischen Areale nicht auf Hydrochorie zurückzuführen ist. Damit haben die Experimentalwissenschaften zur Ermittlung von Sachverhalten geführt, die zu Vorhersagen über Ereignisse in der Vergangenheit angewandt werden können. Das ergibt sich auch aus dem hohen fachübergreifenden Charakter des Forschungsgegenstandes und in dem Bemühen, Methoden und Arbeitsweisen der Natur- und Geisteswissenschaften zusammenzuführen.
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