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24.06.2024, Die Lösung eines großen Segelrätsels vor 30 Jahren

Mit vollem Segeltuch vor der prächtigen Kulisse des Olympiahafens Schilksee. Hier starteten wir unsere Experimente auf der 100. Kieler Woche 1994.

Bildkopie aus unserer Videodokumentation „Die ABORA Saga“. Es zeigt die Schilksee-Fähre, die uns auf unserem Kurs entgegenkam. Am Heck sieht man deren Flagge, an der man (blau) die Windrichtung abschätzen kann. Unser Kurs (gelb) zeigt an, dass wir hier unter 75° am Wind die Fähre unter Segeln passierten. Diese Bilder wurden über das KON TIKI Museum Oslo Thor Heyerdahl zugespielt. Sie motivierten den kühnen Norweger mich Neuling im Schilfbootsegeln unbedingt kennen zu lernen!

Meine Lebensgefährtin und Mitseglerin der ersten Stunde Cornelia Lorenz und ich kurz vor Abreise von Hochheim nach Kiel. In dem kleinen thüringischen Dörfchen nahe Gotha bauten wir die alte DILMUN II mit zwei Lagen neuen Schilfes um.

Die ersten Tests gegen Wind und Strömung gestalteten sich schwierig. Schon zu Beginn bemerkten wir, dass der Segler nicht so gut funktionierte wie erwartet. Das erneute Studium der prähistorischen Felsbilder der Negada-Kultur (Oberägypten im 4. Jts. v. Chr.) brachte mich zu der Erkenntnis, dass vorn am Bug, wie dargestellt, die größten und meisten Seitenschwerter angebracht waren.

Blick auf die Schwerthaltungen am Mast. Dieses Schwertpaar diente ausschließlich zur Verminderung der Seitabdrift. Bei den letzten ABORA-Experimenten verzichteten wir auf dieses Paar. Bei ABORA V planen wir die Wiedereinführung dieser Kielschwerter, die wir auch auf steinzeitlichen Abbildungen belegen können.

Thor Heyerdahl und seine Frau Jacqueline wurden fort an unsere besten Förderer. Auf meinen beiden ersten Besuchen auf Teneriffa knüpften Conny und ich eine enge Freundschaft zu beiden, die wir auch noch heute mit Jacqueline Heyerdahl regelmäßig auf Teneriffa pflegen.

Segeln auf dem Meer war damals für alle Mitsegler ein unvergessliches Erlebnis. Die Freiheit sich mit seinem Wasserfahrzeug viele Kilometer hinaus aufs Wasser zu bewegen, war für uns „Binnenschiffer“ aus Thüringen eine neue Erfahrung. Dafür aber eine sehr schöne!!!

Am 24. Juni 1994 – also exakt vor 30 Jahren – nahm die DILMUN III an der 100. Kieler Woche im Olympiahafen Schilksee nahe Kiel teil. An diesem Tag startete ich vermutlich meinen wichtigsten Segeltag, denn am 24. Juni gelang es mir unter den Aufzeichnungen einer Videokamera bei starkem Gegenwind zurück in den Yachthafen zu segeln. Diese Filmaufnahmen (Bild 02) führten nur 6 Wochen später zu einer Einladung von Thor Heyerdahl nach Teneriffa. Der Startschuss für das ABORA-Projekt war damit gelegt.

Die DILMUN III entstand durch den Neuaufbau unseres Schilfseglers DILMUN II, den wir in der Scheune unseres ehemaligen Mitseglers Hartmut Weißenborn in Hochheim mit zwei Lagen neuen Schilfes erweiterten. Dieses Verfahren war auch Test, um herauszufinden, ob man durch die Auflage von neuem Schilf die Lebensdauer eines Schilfbootes „künstlich“ verlängern kann.

Das Experiment gelang und wir nahmen außer Konkurrenz an den Segelregatten eines der ehrwürdigsten Segelevents der Welt teil. Anfangs tat wir uns schwer, denn wir mussten hier erstmals gegen unsichtbare Strömungen ansegeln, die wir nicht von unserem Heimatsee in Wangenheim/Thüringen kannten. Außerdem erkannte ich in Kiel, dass wir ein Jahr zuvor die prähistorischen Felsbilder nicht richtig interpretierten. Es erfolgte ein Versatz der achterlichen Schwerter an den Bug, um dort mehr Luvgierigkeit zu erzeugen.

Am 24.06.1994 erfolgte der Neustart. Die Ergebnisse der Neuinterpretation und des Umbaus waren fantastisch. Wir konnten damals nicht nur höher an den Wind segeln, sondern auch erstmals richtigen Wenden über den Bug segeln. Als am Nachmittag der Wind auf 5 mit Böen auf 7 bft anstieg und die Regatten nach zahlreichen Kenterungen der Sportsegler abgebrochen wurden, schickte uns die Wasserstutzpolizei nach Schilksee zurück. Für die Beamten keine große Sache – für uns jedoch eine riesen Herausforderung, denn wir waren nur mit einem beruderten Gummiboot als Eskorte gestartet.  Das bedeutete, dass wir damals beweisen mussten, dass ein prähistorischer Schilfsegler tatsächlich gegen den Wind zum Ausgangsort zurückkreuzen kann.

Das Experiment gelang! Nicht nur wir, sondern vor allem unser großes Vorbild Thor Heyerdahl staunte nicht schlecht, als ich ihm nur Wochen später meine Segelvideos und auch prähistorischen Quellen in Teneriffa vorstellte. Fortan schmiedeten wir Pläne, mit neuen Expeditionen gemeinsam dem Vermächtnis der frühen Seefahrer auf die Spur zu kommen

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