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DILMUN IV - Detailinfos

Lessons Learnt - Umsetzung aus den Erfahrungen der ABORA III Expedition…

Große Expeditionen, wie mit der ABORA III, sind aber nur mit einem erheblichen finanziellen und personellen Aufwand möglich. Bereits kleinere Mängel in der Takelage können große negative Effekte beim Segeln bewirken, so dass dadurch der Erfolg und das Erreichen der wissenschaftlichen Ziele gefährdet sind. Einen Ausweg könnten Simulationsexperimente mit maßstabsgerecht verkleinerten Schilfbootmodellen darstellen, um unter ähnlichen Bedingungen die physikalischen Effekte und Besonderheiten dieser Fahrzeuge besser verstehen zu lernen. Zwar können solche Experimente nicht die wahren Fahreigenschaften eines großen ABORA Schiffes reproduzieren, aber man kann mit geringem Aufwand bestimmte Annahmen durchspielen, um so zu prinzipiellen Aussagen über das Verhalten des Schiffskörpers zu kommen. Im modernen Yachtbau ist das Modellexperiment im Strömungskanal oder mit einem verkleinerten Versuchsboot ein unersetzbares Mittel zur Optimierung der Segelleistung - ein Werkzeug, das man auch in der Experimentellen Schiffsarchäologie verstärkt nutzen sollte.


Eine der Schwachstellen aller ABORA-Schiffe stellte die untere Schwerthalterung dar. Wie haben sie durch aufwendige Knotentechniken immer weiter verbessert. Dennoch hat eine nur mit Seil geknüpfte Schwerthalterung, die Tonnen an Winddruck über den Rumpf ins Wasser übertragen muss, nur eine begrenzte Festigkeit und muss alle paar Hundert Kilometer nachverzurrt werden. Wenn dann ungünstige Wetterbedingungen eine Instandhaltung im Wasser bei meterhohen Wellen im Atlantik unmöglich machen, ist das eine Schwachstelle, die mit Sicherheit auch in der Vorzeit erkannt und verbessert wurde.


Das Dilemma der Experimentalarchäologie ist in unserem speziellen Fall, dass die überlieferten Felsbilddarstellung nur schematisch die Lage und etwaige Anzahl der Schwerter zeigen, nicht aber die Art und Weise der Befestigung. Aus diesem Grund sind wir auf praktische Erfahrungen angewiesen, die uns lehren, bestimmte Konstruktionen so oder so umzusetzen! Das bedeutet auch, dass eine solche Konstruktion keine echte Rekonstruktion darstellt. Sie führt vielleicht im Experiment zu einer authentischen Rekonstruktion!


Die Befestigung der Seitenschwerter erfolgt über eine obere und untere Halterung. Die obere ergibt sich einfach aus den vorhandenen Decksbalken, die auch die anderen Aufbauten tragen. Sie bestehen aus Holz und können somit mit den Druck- und Zugbelastungen der Segelkräfte gut agieren. Für die untere Halterung hatten wir in Vergangenheit immer die Spirallashing genutzt, die aber dadurch enormen Belastungen ausgesetzt war.

Neue Erfahrungen führen auch zu neuen Interpretationen und Konstruktionen

Das Hauptziel der DILMUN IV bestand darin, im Praxistest herauszufinden, ob eine solche Halterung auch aus Holz gefertigt und fest im Schilfkörper verankert werden konnte. Felsbildvorlagen gibt es dafür nicht.Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass die prähistorischen Hochseefahrer vor der gleichen Problematik standen und eine technische Lösung fanden.


Aus diesem Grund wurde ein neuer Rumpf an unsere bolivianischen Schiffsbauer in Auftrag gegeben. Dieser erreichte im Frühjahr 2009 Deutschland und wurde in bewährter Weise von den Mitgliedern des ABORA Vereins und in Kooperation mit dem Holzhandel Messing Gotha unter der Leitung von Peter Schmolke aufgetakelt. Nach mehreren Wochen Bauzeit und vielen Ideen entschieden wir uns für eine Holzhalterung, die mittels extra eingezogenen Seilen und Holzspießen fest mit dem Rumpf verbunden wurde.


Nach dem ersten Probesegeln und Fahrten sowohl auf dem Bodensee als auch auf der Ostsee stand fest, dass unsere Konstruktion funktioniert und den Belastungen beim Segeln standhält. Zudem stellte sich heraus, dass die Verbindung zwischen oberer und unterer Schwerthalterung sehr positive Effekte auf die Stabilität des gesamten Rumpfbereiches erzielt. Die Ergebnisse dieser Experimente dienten direkt der Vorbereitung der künftigen ABORA Expeditionen, die mit einer verbesserten Takelung erfolgreicher gegen die Kräfte von Wind und Wellen ansegeln kann.  Die gewonnenen Erfahrungen dienen auch der Erhöhung der Sicherheit künftiger Hochseeexpeditionen, da die neue Schwerthalterung nicht nur die Fahreigenschaften verbessert, sondern auch deren Handhabung unter Schlechtwetterbedingungen vereinfachen wird.

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